Produktion 2017 - Die Wiedervereinigung der beiden Koreas

Der Titel des Theaterstückes ist irreführend. Es ist nicht zu erahnen, dass sich hinter diesem langweilig anmutenden Titel ein Reigen - und die Assoziation zu Schnitzler ist durchaus berechtigt – von szenischen Entwürfen verbirgt, die alle auf unterschiedliche Weise um das Thema Liebe kreisen; vordergründig unzusammenhängende Szenen, die nur durch ein paar dünne rote Fäden verbunden sind und das Stück zu einer Einheit verweben; einer dieser Fäden ist die in guter Balance gehaltene Mischung aus Humor, Skurrilität und Ernsthaftigkeit: Man weiß nie so recht, ob man lachen soll oder ob einem das Lachen bald im Halse steckenbleiben wird, sicher ist nur, dass die Geschichten tief berühren, denn es geht ohne Umschweife in die Tiefen und Untiefen und Abgründe der Liebe in allen ihren Varianten und Spielarten. Der zweite rote Faden ist schnell erklärt, er betrifft die implizite Bewertung der Liebe, die über den Texten aller Szenen wie ein dunkler Nebel schwebt: Liebe ist unmöglich. Und so gesehen wird der Titel des Stückes wieder verständlich: So unmöglich es ist, zwei so konträre, ja antagonistische Gesellschaften wie die der beiden Koreas zu verbinden, so unmöglich ist es, dass sich Liebespartner mit ihren konträren Lebensentwürfen, Wünschen, Hoffnungen, Erwartungen und Machtansprüchen zu dauerhaftem Glück verbinden können. Die Scheidungsraten und die Eifersuchtsmord-Statistiken sprechen dazu eine beklemmende, aber deutliche Sprache, ganz zu schweigen von den täglichen Beziehungs-Katastrophen und Ehe-Dramen, die sich im Verborgenen ereignen. Deshalb war es ein grundsätzliches Problem, ob man jugendlichen Schauspielern, die gerade tiefbewegt in ihre ersten Schwärmereien und Verliebtheitszustände eintauchen, diese „harten“ Szenen zutrauen und zumuten könne. Man kann. Denn es sind nicht irgendwelche jugendlichen Schauspieler, sondern es sind, bei aller Bescheidenheit, jene von TATORT THEATER! (Rudolf Neuböck)